Initiative „Baumschutz Hernals“
Hernals ist einer der grünsten Bezirke Wiens im urbanen Bereich. Bäume wirken wie eine natürliche „Klimaanlage“ für den Bezirk. Seit einiger Zeit gibt es eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des Baumbestands in Hernals einsetzt.
BI-Sprecher Helmut Bednar im Gespräch mit Aktivistin Daniela Klammer
Wer ist die Initiative „Baumschutz Hernals“?
Unsere Initiative ist aus einer Gruppe betroffener Anrainer*innen entstanden, die nicht mehr tatenlos zusehen wollten, dass in ihrer direkten Nachbarschaft reihenweise alte Bäume umgeschnitten werden. In Hernals werden jährlich mehrere hundert Bäume gefällt, viele unter fragwürdigen Umständen. Daher ist es Ende 2020 zur Vereinsgründung gekommen.
Wie kam es zur Vereinsgründung?
Es wurde die Erfahrung gemacht, dass wir als Bürger*innen nicht ernst genommen werden. Über Monate hinweg wurden uns von der Hernalser Bezirksvorsteherin konkrete Informationen über die Baumfällungen rund um die Carl-Reichert-Gasse vorenthalten.
Durch diese Vereinsgründung können wir Spendengelder einsammeln, um die notwendige Akteneinsicht, notfalls vor Gericht, einzufordern oder Gegengutachten in Auftrag zu geben.
Welche Ziele hat der Verein?
Unser wichtigstes Ziel ist die Sicherung des Baumbestandes in Hernals! Große, alte Bäume sind ökologisch besonders wertvoll.
In Hernals wird viel gebaut, diese Bäume stehen dann oft der Errichtung von (Luxus-) Wohnungen im Weg. Laut Rechtslage dürfen nur 20% des Baumbestandes einer betreffenden Liegenschaft gefällt werden. In der Praxis werden jedoch, mittels einer Aktenlage, wesentlich mehr Bäume als krank oder mit Schadsymptomen ausgewiesen und somit gefällt.
Auf öffentlichen Flächen scheint hingegen die Ursache für die Fällungen der höhere Pflegeaufwand zu sein. Das ist absurd und Kostensparen am falschen Platz!
Wir fordern, dass Bäume nur dann gefällt werden dürfen, wenn dies tatsächlich notwendig und nachweisbar belegt werden kann. Die Gesetzeslage würde das problemlos hergeben.
Sind die Gutachten der MA42 mangelhaft/nicht ausreichend?
Die meisten, bei denen uns die Akteneinsicht gelungen ist, sind in vielerlei Hinsicht mangelhaft.
So sind die Gründe für die Genehmigung der Baumfällungen zumeist nicht nachvollziehbar. Oft werden „diverse Schadsymptome“ angegeben, die nicht näher belegt werden.
Welche Forderungen an die Bezirksleitung gibt es, welche an die Stadt Wien?
Unsere erste Forderung ist die Herstellung der Transparenz bei Verwaltungsentscheidungen. Es kann nicht sein, dass Bürger*innen Auskünfte verweigert werden, die ihnen gesetzlich zustehen.
Funktioniert das Wiener Umweltinformationsgesetz in der Praxis?
Leider nur teilweise. Manche Magistratsdienststellen erteilen Auskunft, andere gar nicht. So haben wir bereits Säumnisbeschwerden gegen die Bezirksvorsteherin Dr. Pfeffer, das Bezirksamt und die Wiener Stadtgärten einbringen müssen.
Inzwischen liegt unsere erste Bescheidbeschwerde vor dem Verwaltungsgericht. Im konkreten sind wir sicher, dass der Magistrat zur Herausgabe der Informationen verurteilt wird. Das einzige Problem: ein solches Verfahren dauert viele Monate!
Wie können Bürger*innen nachvollziehen, ob eine Baumfällung notwendig/berechtigt war?
Derzeit gar nicht. Vielmehr werden Bürger*innen konkrete Informationen über geplante Baumfällungen bisher (fast) immer verweigert.
Daher strengen wir Musterverfahren vor Gericht an, um Politik und Verwaltung zu zwingen, diese Informationen zeitnah zu veröffentlichen.
Nur so können (angeblich) kranke Bäume von unabhängigen Fachexperten untersucht werden. Oft reichen alternative Maßnahmen (z.B. Baumrückschnitt) völlig aus, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und ältere Bäume am Leben erhalten zu können.
Wir bedanken uns herzlich für das Interview!
Finanzielle Unterstützung ist per Überweisung auf folgendes Spenden-Konto möglich:
IBAN: AT89 2011 1843 7660 8100 – Kontoinhaber: Baumschutz Hernals – Erste Bank der Österreichischen Sparkassen
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